Ich kann es nicht mehr hören
Ich kann es nicht mehr hören! Das Internet dürfe kein rechtsfreier Raum sein, man müsse es besser regulieren. So ein Schwachsinn! Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und war es nie. Mord, Vergewaltigung, privater Verkauf von Kriegswaffen, Verleumdung und was wir uns noch so alles vorstellen ist dort genauso illegal, wie außerhalb des Internet. Möchte die Bundesregierung jetzt eine Buchzensur einführen, damit volksverhetzende Schriften oder sexuell Anstößiges nicht publiziert werden kann? Dann soll sie bitte bei der Bild-Zeitung, Frau im Spiegel, das Goldene Blatt und den anderen niveaulosen Drecksblättern anfangen. Die lügen und betrügen erwiesenermaßen wie gedruckt.
Nein, dieser Amoklauf unserer handelnden Politiker gegen das Internet ist traurig, beschämend, würdelos, substanzlos. Er wird befeuert von der veröffentlichten Meinung, die Tiwtter neuerdings sogar als eine Art Online-Tagebuch sieht und die immer wieder betont, man könne ja bei allen Meldungen im Internet nicht nachvollziehen, ob sie seriös seien. Aber bei Agentur-Abschreibern der gedruckten Presse kann man das? So ein Quatsch.
All diese "Journalisten", die implizit oder direkt behaupten, sie hätten die Seriösität gepachtet, sollten sich bei Stefan Niggemeier mal durchlesen, welchen Quatsch sie teilweise verbreiten. Das beginnt beim zehnten Vornamen unseres Wirtschaftsministers, der falsch war und trotzdem ungeprüft von tollen "Journalisten" übernommen wurde. Und es endet bei der Hetzjagd der Bildzeitung gegen Neonazis, die angeblich einen Jungen in einem sächsischen Schwimmbad vor Jahren fast ertränkt hätten. Es handelte sich dabei um eine Lüge, die prima als Kampagne von vielen Politikern und Medien genutzt wurde.
Mir geht diese ganze Hetze gegen das Medium Internet auf den Geist, weil all diejenigen, die da zensieren möchten, warnen und hetzen offenbar keine Ahnung von diesem Medium haben.
Das Internet bietet der Menschheit als erstes Medium überhaupt fast grenzenlose Möglichkeiten. Wir können Informationen auf sehr unterschiedlichen Wegen konsumieren. Wir können sie lesen oder vorlesen lassen, wir können sie ausdrucken und an Geräten unterschiedlichster Größe konsumieren. Die Kosten für eine eigene Publizierungsmöglichkeit sind fast gleich Null. Jeder kann sich mitteilen und mit anderen in Kontakt treten. Das ist zutiefst demokratisch. Kritikern ist das zuviel schwachsinniges Gelabere. Klar, das ist auch dabei. Genau wie in den Moderationen von SWR3 und FFH. Wollen wir die jetzt auch verbieten? Wer Twitter uninteressant findet, der sollte es einfach nicht im Browser aufrufen. Mich ekeln Zeitschriften wie Gala, die Aktuelle, die Frau im Spiegel. Deshalb kaufe ich sie nicht und bemitleide all diejenigen, die sie lesen und für sie arbeiten. Aber meinetwegen sollen sie doch weiter existieren. Es muss nicht alles relevant sein, was wir von uns geben. Wär dies so, die meisten Politiker würden schweigen, das Fernsehen hätte kaum etwas zu senden, die Zeitschriften und Zeitungen wären fast leer.
Warum wollen so viele Politiker und Medienschaffenden ein geniales, schnelles, demokratisches Medium kaputt regulieren und zensieren, anstatt sich mit seinen Stärken und Schwächen ernsthaft auseinanderzusetzen? Jedes Medium verbreitet Mist, verbreitet aber auch viel Gutes. Den Mist muss man in einer Demokratie aushalten. Nur in einer Diktatur ist man geneigt, das Gute den anderen aufzudrängen.
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Rezension: Das WordPress -Buch